Die Reichweite des Saarbrücker Wartburg-Senders endete wegen seiner geringen Leistung und der Behelfsantenne schon in der näheren Umgebung der Hauptstadt. Aber er war der erste Mittelwellensender der französischen Zone; die Station in Baden-Baden sendete damals noch auf Kurzwelle.
Als am 31. März 1946 der Südwestfunk in Baden-Baden entstand, wurde Radio Saarbrücken diesem zunächst untergeordnet und damit zu einem Regionalsender des SWF. Er strahlte - genauso wie z.B. Radio Koblenz - außerhalb eines täglichen anderthalbstündigen regionalen Fensters das für die ganze französische
Zone bestimmte Südwestfunk-Programm aus. Dieser Zustand dauerte aber nur einige Monate.
Nach Klärung der Besitzfrage des Geländes in Heusweiler konnte die Sendeanlage von Radio Saarbrücken am 19. Juni 1946 wieder nach dort verlegt werden. Sie verfügte nun über einen 2-kW-Sender, der zunächst eine zwischen zwei 30 Meter hohen Masten aufgehängte T-Antenne speiste. Kurze Zeit später errichtete man einen 50 m hohen selbststrahlenden Stahlgittermast. Damit konnte der Sender bereits in weiten Teilen des Saarlandes empfangen
werden.
Als die Militärregierung damit begann, unser Land von
der übrigen französischen Besatzungszone abzutrennen, beschloss man in Baden-Baden am 24. Juni 1946, ein saarländisches Rundfunkamt einzurichten. Dessen "Contrôleur Général" wurde Emanuel Charrin. Am 15. September 1946 wurde Radio Saarbrücken wieder vom SWF-Sendernetz abgekoppelt und setzte sein eigenständiges Programm fort. Nur noch wenige Sendungen am Tag übernahm er weiterhin vom Südwestfunk.
Am 16. November 1947 wurde das Rundfunkamt in "Saarländische Rundfunkverwaltung" umbenannt und die Oberaufsicht auf Gilbert Grandval übertragen, der alsbald einen neuen Verwaltungsrat für Radio Saarbrücken einsetzte. Da die Führungspositionen des Senders weiterhin von Franzosen besetzt sein mussten, wurde der Pariser Brunschwig zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats ernannt, sein Stellvertreter wurde Erwin Müller. Gilbert Grandval hatte das Recht auf ein Veto gegen alle Entscheidungen. Kurz danach wurde Gérard Losson erster Generaldirektor von Radio Saarbrücken und damit Nachfolger Charrins.
Sendeleiter war (bis 1951) Pierre Séguy. Bis zum Erlass des ersten saarländischen Rundfunkgesetzes im Jahr 1952 übte Frankreich die Funkhoheit im Saarland aus und konnte so auch die Programminhalte des Senders beeinflussen.
Nach der Verabschiedung der saarländischen Verfassung Ende 1947 nahm das Programm aber allmählich immer mehr saarländische Züge an. Die Regierung des Saarlandes konnte von 1948 an nach und nach einen gewissen Einfluss auf das Programm der Station ausüben. Ab 1949 begann und endete die tägliche Ausstrahlung mit der Saarhymne. Der Verwaltungsrat setzte
sich jetzt zu gleichen Teilen aus französischen und saarländischen Vertretern zusammen. Unter ihnen waren Erwin Müller, Johannes Kirschweng und Albert Dorscheid.
Der Vorsitzende musste aber weiterhin ein Franzose sein. Gérard Losson wurde am 28. Oktober 1948 von dem im Elsass geborenen Frédéric Billmann als Generaldirektor abgelöst. Dieser war um 1935 Leiter des Nachrichtendienstes beim Sender Strasbourg gewesen. So blieb die enge Verbindung zu Frankreich ein beständiges Element des Programms von Radio Saarbrücken. Man brachte z.B. Nachrichten aus Frankreich, und die Saarländer durften an jedem Werktag einen viertelstündigen Sprachkurs genießen ("Wir lernen Französisch") und konnten in einer Sendung mit dem Titel "So lebt Frankreich" die Lebensart
der Franzosen
kennen lernen.
Im Juli 1948 stellte die Radio Diffusion Française in Nancy Radio Saarbrücken einen 20-kW-Sender von Thomson-Houston leihweise zur Verfügung. Nachdem er am 14. Juli 1948 (französischer Nationalfeiertag!) an einem neuen, 120 m hohen Sendemast in Heusweiler in Betrieb genommen wurde (mehr dazu auf unserer Seite über den Mittelwellensender Heusweiler!), erstreckte sich die Reichweite
tagsüber auf fast das gesamte Saarland; nachts betrug sie sogar bis zu 500 km. Auch die
Sendefrequenz wurde geändert. Auf der Kopenhagener Wellenkonferenz
von 1948 wurde Radio Saarbrücken nun die Frequenz 1421 kHz = 211 Meter
zugewiesen, die ab September 1949 benutzt wurde (andere Quellen nennen den 15. März 1950).
Vom August 1948 an wurden erstmals Werbesendungen im Saar-Radio ausgestrahlt (siehe im Abschnitt "Radioreklame" auf der Seite Radio Saarbrücken).
Schwarzenbergturm Saarbrücken:
Am 28.7.1950 fand im Großen Saal der Wartburg eine Bach-Gedenkfeier statt. In seiner Einladung
an den Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann und
dessen Gattin wies Generaldirektor Billmann
darauf hin, dass dies das erste Konzert des Saar-Senders sei, das
vom französischen Rundfunk übernommen werde.
Am 18. Juni 1952 wurde das erste saarländische
Rundfunkgesetz erlassen, und am 24. Oktober 1952 wandelte man die 1946/47 gegründete Saarländische Rundfunkverwaltung in "Saarländischer Rundfunk GmbH" um. Gesellschafter waren zu zwei Dritteln die Regierung des Saarlandes und zu einem Drittel die Société Financière de Radiodiffusion (SOFIRAD) in Paris, die sich im Aktienbesitz des französischen Staates befand. Obwohl die Rundfunkhoheit nun offiziell auf das Saarland überging, blieb der Einfluss der Franzosen durch ihre finanzielle Beteiligung und durch die Präsenz der vier französischen Mitglieder im Rundfunkrat weiterhin gewährleistet. Außerdem war der bisherige französische Generaldirektor Billmann nach wie vor im Amt. Aber
es
wurde jetzt ein saarländischer Geschäftsführer eingesetzt, dessen Funktion etwa der des späteren Intendanten entsprach. Dabei kam zunächst Hans Wettmann zum Zuge.
Das Radioprogramm lief weiterhin unter dem Stationsnamen "Radio Saarbrücken". Im Mai 1952 nahm der erste
UKW-Sender im
Land seinen Betrieb auf. Er hatte eine Strahlungsleistung
von 1,5 kW und befand sich auf dem Schwarzenbergturm in Saarbrücken (siehe Bild auf der Briefmarke oben und Foto rechts). Er strahlte zunächst dasselbe Programm wie auf Mittelwelle aus. 1953 startete, zunächst für wenige Stunden am Tag [1], das neue 2. Programm. Während der übrigen Zeit wurde weiterhin das Mittelwellenprogramm ausgestrahlt. Mit Hilfe der auf UKW verwendeten Frequenzmodulation (FM) wurde eine wesentlich bessere Tonqualität erreicht ("Hi-Fi"). Die Ausstrahlung von Stereo-Sendungen begann im Saarland wie in der übrigen BRD allerdings erst 1963.
Radio Saarbrücken war schon in den frühen 50er-Jahren "ein bestens ausgestattetes Unternehmen mit fünf vollständig ausgerüsteten Studios, Zehntausenden von Schallplatten und Bändern und über 200 fest angestellten Mitarbeitern." [2] Da im Funkhaus Wartburg der Platz eng wurde, mietete man 1953 zusätzliche
Räume im Städtischen Saalbau am Kleinen Markt in Saarlouis an. Dessen großen Saal nutzte auch das Saarländische Kammerorchester als Probe- und Aufnahmeraum. Diese "Dépendance" wurde unter der Bezeichnung "Studio Saarlouis" bekannt.
In der Bundesrepublik und in Frankreich hatte sich nach dem Kriegsende das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durchgesetzt. Kommerzielle Radio- und Fernsehsender waren dort nicht zulässig. Im neuen saarländischen Rundfunkgesetz von 1952 wurde dagegen festgelegt, dass in- oder ausländische Gesellschaften
eine Konzession zum Errichten und/oder Betreiben von Radio- und Fernsehsendern im Saarland erhalten konnten. Damit wurde der Grundstein gelegt für die Schaffung privater Rundfunkstationen.
So konnten französische Investoren Ende 1954 zunächst probeweise und am 1. Januar 1955 dauerhaft den Langwellen-Werbesender Europe No. 1 auf saarländischem Grund und Boden auf dem Sauberg bei Felsberg-Berus in Betrieb nehmen und betreiben. Und schon Ende 1953 begannen im Saarland reguläre kommerzielle Fernsehsendungen unter dem Stationsnamen
Telesaar in deutscher Sprache, veranstaltet von der im Mai 1952 gegründeten Saarländischen Fernseh AG. Deren Hauptaktionär war die private französisch-monegassische Holdinggesellschaft Images et Son.
(Alle Einzelheiten hierzu finden Sie auf unseren Seiten Europe No. 1 und Telesaar.)
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[1] z.B. im März 1955 täglich von 18:05 bis 22:15 Uhr, sonntags zusätzlich von 8.15 bis 12 Uhr. (Medienlandschaft Saar, Bd. 3, S. 20f).
[2] Website des SR: www.sr-online.de; aufgerufen 2010.
Ab 1953: Große Pläne für den Ausbau von Radio und Fernsehen (die aber so nicht ausgeführt wurden)
Von 1953 an plante man im Bereich Rundfunk und Fernsehen mehrere weitere große Projekte im Saarland. Auf einer Pressekonferenz gab der Generaldirektor der "Saarländischer Rundfunk GmbH", Frédéric Billmann (siehe Foto), Anfang Juli 1954 folgenden Überblick über die damals auf dem Felsberg bei Berus geplanten
Einrichtungen (die meisten davon wurden aber wegen der unsicheren politischen Lage vor und der grundlegenden Veränderungen nach der Volksbefragung im Oktober 1955 nicht
verwirklicht - siehe weiter unten!)
Die im Folgenden in brauner Farbe wiedergegebenen
Zitate entstammen einem Zeitungsbericht aus der SVZ vom 3. Juli 1954 mit der Überschrift "Neubauten
des Saarbrücker
Rundfunks"; [in eckigen Klammern stehen dazwischen in schwarzer Farbe unsere eigenen Kommentare dazu]:

"Dort wird eine ganz neue moderne Anlage erbaut, die den gesamten Bedürfnissen an Sendeanlagen des Rundfunks und des Fernsehens entspricht. Es entstehen in nächster Zeit auf dem Felsberg:
1. Ein neuer Mittelwellensender, der die Heusweiler Anlage ersetzen und dem sich der Heusweiler Sender zugesellen wird. Insgesamt stehen demnächst 120 kW zur Verfügung ..." [Mit dieser etwas unklaren Aussage
wollte Billmann wohl sagen, dass dieser neue Sender - zusätzlich zu dem 20 kW starken Heusweiler Sender - das Programm von Radio Saarbrücken von Berus aus mit 100 kW auf MW verbreiten sollte. Ein MW-Sender in Berus wurde aber nie realisiert, und erst 1958 erfuhr der Heusweiler Sender eine Leistungserhöhung von 20 auf 100 kW.]
"... 2. ein UKW-Sender, weil der Sender auf dem Schwarzenberg nicht ausreicht, um das ganze Saarland zu bestreichen ..." [Der neue stärkere UKW-Sender wurde aber nicht, wie hier angekündigt, in Felsberg errichtet, sondern 1956 mit 10 KW Strahlungsleistung auf dem Schaumberg bei Tholey.]
"... 3. kommt auf dem Felsberg der neue große Fernsehsender Saarbrücken..." [er sollte zusätzlich zu dem schon bestehenden "heimatlichen" TV-Sender Telesaar ein neues so genanntes "europäisches" Fernsehprogramm von
Berus aus unter dem Namen "Europe No. 1 - Télévision"
abstrahlen.
Dieses kam aber nie zustande
(mehr zum Fernsehen im Saarland siehe auf unserer Seite Telesaar).]
"... sowie 4. ein auf europäische Maße berechneter Reklamesender"... [damit war
der schon weiter oben erwähnte LW-Großsender Europe No. 1 gemeint, der Ende 1954 auf Sendung ging und dort noch heute in Betrieb ist - siehe hier ganz unten im Abschnitt 5) und auf unserer Seite Europe No.1!]
"... und für später ist noch ein Kurzwellensender in Aussicht genommen." [ein solcher Sender wurde aber nie gebaut.]
Darüber hinaus soll Billmann auf dieser Pressekonferenz bekannt gegeben haben, dass dem Saarländischen Rundfunk (er wird in dem Zeitungsbericht noch nicht als "SR", sondern als "SRF" abgekürzt!) auf dem Saarbrücker Winterberg ein sechs Hektar großes Areal aus städtischem Besitz überlassen worden sei. Dort sollte
er in den folgenden Jahren seine Neubauten errichten. Dabei war nicht an einen "klotzigen Betonbau" gedacht, sondern an "vier Häuser in parkartigem Gelände". Zur Planung solle ein "Ideenwettbewerb unter den saarländischen und europäischen Architekten" ausgeschrieben werden.


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100.000 cbm umbauten Raumes sollten bis zum 31.12.1956 auf dem Winterberg entstehen. Danach sollte der "SRF aus dem jetzigen provisorischen Funkhaus in der Wartburg aus-scheiden", weil der Vertrag mit dem Besitzer an diesem Tag ablief.
Auch die Studios des damals noch geplanten (aber dann doch nicht verwirklichten) europäischen Fernseh- senders "Europe No. 1 Télévision" (siehe oben unter 3. und auf unserer Seite Europe No. 1) sollten
auf dem Winter-
berg eingerichtet werden.
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Es kam aber alles anders: Diese Pläne von 1953/55 wurden auf Grund des Ergebnisses der Volksbefragung vom 23. Oktober 1955 über das Saarstatut nicht umgesetzt. Radio Saarbrücken blieb vorläufig weiterhin in der Wartburg, und der kommerzielle Fernsehsender Telesaar produzierte in seinen Studios in der Saarbrücker Richard-Wagner-Straße nach wie vor die Programme, die bis zu seinem Ende im Jahr 1958 vom Eschberg-Sender ausgestrahlt wurden. Die geplante neue Fernsehstation "Europe No. 1 Télévision" wurde nicht verwirklicht (siehe dazu auch auch unsere Seite Europe No.1"!).
Auf dem Winterberg ist Jahre später (1968) ein ganz anderer, viel größerer Gebäudekomplex errichtet: das Winterbergkrankenhaus. Noch später kam auch das Fernsehen dort an, aber nicht mit Studios, wie in der 50ern geplant, sondern nur in Form einer Senderanlage mit einem 100 Meter hohen Stahlbetonturm, von dem aus verschiedene Fernseh-und Rundfunkprogramme mit einer niedrigen Sendeleistung und geringer Reichweite in den Saarbrücker Raum abgestrahlt wurden.
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Die Zeichnungen oben wurden 1953 veröffentlicht in: Saarbrücken - Sarrebruck. Sitz der Montanunion - Siège du Pool Carbonnier Charbon-Acier. Bau-Anzeiger für das Saarland Nr. 8/9. Sonderausgabe zur Saar-Messe 1953. Saarbrücken, 24. April 1953. Seite 27.

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Die Entwicklung nach der Volksbefragung vom 23. Oktober 1955 zum Saarstatut
Anfang 1955 hatte Prof. Hermann M. Görgen den bisherigen Geschäftsführer der "Saarländischer Rundfunk GmbH", Hans Wettmann, abgelöst.
Aber unmittelbar nach dem Referendum wurde Görgen von der Übergangsregierung Welsch seines Amtes enthoben. Neuer Geschäftsführer wurde Prof. Dr. Eugen Meyer. Als Programmdirektor
stellte man Dr. Alexander
Schum ein. Chefredakteur war Wilhelm Diederich.
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Lesen Sie bitte hier im Abschnitt 17b auf der Seite Radio Saarbrücken Infos über die Rolle des Senders bei der Volksbefragung 1955.
Nach der Volksbefragung änderte sich das Programm von Radio Saarbrücken von heute auf morgen - aber nur in wenigen Teilen: Die Ausrichtung der Nachrichten- und Zeitfunksendungen (z.B. die "Stimme des Tages") und anderer Programme
wurde nun auf die neue Lage eingestellt. Es entfiel z. B. vom ersten Sonntag nach der Abstimmung an plötzlich und ohne Ankündigung die bisher überaus beliebte allsonntägliche "Saarlandbrille" (siehe unsere Extra-Seite dazu!). Der Grund dafür lag wohl darin, dass in dieser kabarettistischen Sendung häufig auch politisiert worden war, und zwar natürlich meist regimetreu. Die Ablehnung des Saarstatuts zeigte aber nun, dass sich die politische Stimmung im Land offensichtlich grundlegend geändert hatte. Hierauf antworteten die beliebten Figuren Zick, Zack und Marieche... mit Schweigen. Von ihren drei Sprechern blieb nur Fritz Weissenbach
(noch für viele Jahre, meist zusammen mit seiner Ehefrau Gerdi zusammen) weiterhin auf anderen Programmplätzen präsent.
(Hören Sie >hier die komplette letzte Sendung der Saarlandbrille; sie kam am Mittag des Abstimmungstages, dem 23. Oktober 1955, also wenige Stunden vor der Bekanntgabe der Ergebnisse des Referendums.)
Die meisten anderen Sendungen blieben jedoch weiter im Programm, wie "Der Bunte Teller" mit Heinz Dützmann, "Allerhand für Stadt und Land" mit den Weissenbachs, die Hörspiele u.v.a. mehr.
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C) Ab 1957: Saarländischer Rundfunk, 1. und 2. Programm
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Durch ein neues Rundfunkgesetz vom 27. November 1956 wurde die bisherige "Saarländischer Rundfunk GmbH" am 1. Januar 1957, dem Tag der politischen
Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik, in eine "gemeinnützige Anstalt
des öffentlichen Rechts" umgewandelt. Damit war sie nun wie alle anderen bundesdeutschen Sender vom Staat unabhängig. Der Name "Radio Saarbrücken" wurde aufgegeben, und die Programmnamen lauteten nun Saarländischer Rundfunk, 1. und 2. Programm.
Es wurde ein Rundfunkrat ins Leben gerufen, der im Juni 1957 Dr. Franz Mai zum ersten Intendanten des SR wählte. Er nahm am 1.1.1958 sein Amt auf. In einer leidenschaftlichen Pressekonferenz nahm er Stellung zu der inzwischen aufgekommenen Diskussion, ob das neue kleine Bundesland überhaupt eine eigene Rundfunkanstalt benötige und ob es nicht ausreiche, ein Landesstudio des Südwestfunks zu gründen. Mai sagte, der SR könne wie kein anderer deutscher Sender die Aufgabe lösen, aus seiner Kenntnis der französischen Mentalität heraus
die geistige Begegnung Deutschlands und Frankreichs fruchtbar zu machen. Auf die Frage, wie ein solcher Sender finanziert werden sollte, antwortete er, er habe noch keine konkrete Lösung parat, aber es führten ja "viele Wege nach Rom".
In der Tat war die finanzielle Situation des SR sehr schwierig. Seine Einnahmen durch die Rundfunkgebühren waren aufgrund der geringen Bevölkerungszahl des Landes recht bescheiden und reichten knapp für den laufenden Sendebetrieb.
Die Intendanten der Arbeitsgemeinschaft
der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) wollten der saarländischen Bevölkerung wohl aus Respekt für deren kurz zuvor getroffene Entscheidung zum Anschluss an die Bundesrepublik dabei helfen, ihren eigenen Sender im Land zu erhalten. Deshalb beschlossen sie auf ihrer Konferenz vom 8. November 1957 in Frankfurt, den SR nach dem Ende einer Aufbauphase in die ARD aufzunehmen. Schon Ende 1958
genehmigten sie dem SR einen Finanzausgleich, der dessen Existenz langfristig sichern sollte. Der vollständige Anschluss an die ARD erfolgte am 1. Mai 1959.
Die Wartburg erwies sich als immer weniger geeignet für den Betrieb als Funkhaus. Sie war z.B. nicht genügend schalldicht. Man hatte zwar Vorkehrungen getroffen, um dem entgegenzuwirken, aber trotzdem konnte man bei manchen Produktionen (z.B. Horspiele) manchmal die in der ein Mitarbeiter ber
1958 und 1959 wurde das neue Funkhaus nicht wie 1954 geplant auf dem Winterberg, sondern auf dem Halberg gebaut, und der Saarländische Rundfunk zog am 4. September 1961 dort ein. (Mehr darüber auf der Seite Wartburg).
Die Sendeleistung auf Mittelwelle wurde kontinuierlich erhöht: 1958 auf 100 kW, im Dezember 1963 auf 300 und im Februar 1964 auf 400 kW. 1965 baute man die bisherige Antenne mittels eines zweiten, ebenfalls 120 Meter hohen Mastes in eine 2-Element-Antenne um. Die Reichweite des Senders vergrößerte sich dadurch erheblich. Er konnte nun nachts bereits in weiten Teilen Europas empfangen werden. (Mehr darüber auf unserer Extra-Seite über den
Sender Heusweiler.)
Im folgenden Abschnitt 4) berichten wir aus Gründen der Kontinuität über die weitere Entwicklung des saarländischen Rundfunkwesens nach 1960. Obwohl diese Zeit außerhalb der eigentlichen "Saar-Nostalgie-Periode" (1945 - 59) liegt, meinen wir, dass sie für
unsere Leser ebenfalls von Interesse ist.
4) Nach 1960: Europawelle (ab 1964), Studiowelle (ab 1967) und Saarlandwelle (ab 1980)
Bis Ende 1963 lief das erste Programm des SR in ähnlichen Bahnen weiter wie bisher. Aber am 2. Januar 1964 krempelte der Sender seinen Programmablauf vollkommen um. Das bisherige stringente Programmschema, das auf der ziemlich strikten Trennung von Wort- und Musiksendungen basierte (siehe Seite Radio Saarbrücken im Abschnitt 2b) wurde aufgegeben. Die Moderatoren präsentierten jetzt den ganzen Tag über deutsche
und internationale Hits. In neu eingerichteten "Selbstfahrerstudios" legten sie bei vielen Sendungen immer öfter die Schallplatten wie Diskjockeys eigenhändig auf. Der Anteil an kommerzieller Popmusik wurde allmählich immer größer. Das Programm erhielt den Namen Europawelle Saar (später SR1 - Europawelle).
Die Nachrichten kamen nun zu jeder vollen Stunde und dauerten nur noch höchstens fünf Minuten. Über brandaktuelle wichtige Ereignisse wurden zusätzlich Blitzmeldungen ins laufende Programm eingestreut ("Europawelle Saar - Aktueller Dienst"). Ausführliche Berichte und Kommentare verbreiteten die Zeitfunkmitarbeiter in extra dafür geschaffenen Magazinsendungen. Die erste von ihnen hieß "Zwischen heute und morgen". Sie wurde
von Axel Buchholz
moderiert
und enthielt zahlreiche Live-Interviews mit Politikern oder anderen wichtigen Gesprächspartnern über Telefon. Eine weitere Neuheit - und für den bundesdeutschen Rundfunk fast eine kleine Sensation - war damals auch, dass man die Werbung nicht mehr wie bisher (siehe Seite Radio Saarbrücken unter Radioreklame) vom normalen Programm abtrennte und innerhalb gesonderter Werbefunk-Sendungen ausstrahlte, sondern
stattdessen über den ganzen
Tag verteilte und in kurzen Blöcken mehrmals in der Stunde ins
laufende Programm einstreute.
Die übrigen ARD-Anstalten protestierten zunächst heftig dagegen und drohten sogar mit dem Ausschluss des SR aus der ARD. Sie warteten jedoch zunächst ab und mussten bald erkennen, dass der SR mit diesem innovativen Konzept Riesenerfolge bei den Hörern einheimste. Und schließlich wendete sich das Blatt: Immer mehr andere ARD-Sender ahmten das neuartige Format der Europawelle in ihren eigenen Programmen nach.
1972 wurde die Mittelwellen-Sendeleistung auf 600 kW erhöht, ab 1973
tagsüber
sogar auf 1200 kW; nur nachts schaltete man auf 600 kW zurück. Aber auch dies reichte aus, um bei Dunkelheit in ganz Europa und sogar in Nordadfrika empfangen zu werden. Auch hinter dem Eisernen Vorhang wurde die Europawelle bald zu einem überaus beliebten Sender mit aktuellen Informationen aus dem Westen und neuester internationaler Musik. (Lesen Sie dazu bitte auch unseren ausführlichen Bericht über die Entwicklung des Heusweiler Mittelwellensenders.)
Die Namen der bekanntesten Moderatoren der Europawelle Saar (nach Familiennamen alphabetisch geordnet):
Martin Arnhold, Christian Balser, Axel Buchholz, Holger Büchner, Brita-Maria Carell, Carina Dewes, Wolfgang Dorn, lona Christen-Kleitz († 2009), Wilken ("Willem") F. Dincklage († 1994), Wolfgang Dorn, Colette Dryja, Franz Duhr († 1977), Bernd Duszynski († 1999), Heinz Dützmann († 1977), Wilfried Eckel, Jutta Eckler († 2005), Dieter Exter, Heike Greis, Wolfgang Gretscher, Uwe Groke († 2015), Klaus Groth († 1980), Paul Güth, Dieter Thomas Heck († 2018), Wolfgang Hellmann († 2001), Roland Helm, Elke Herrmann († 2009), Jan Hofer, Frank Rainer Huck, Christian Job, Heinrich Kalbfuß († 20XX); Volkmar Lodholz, Peter Maronde († 1991), Roland Müller († 198x), Torsten Pietkewicz, Thomas Rosch, Eberhard Schilling, Tommi Schminke, Pierre Séguy († 2004), Manfred Sexauer († 2014), Clay Sherman († 1984), Verena Sierra, Daniel Simarro, Enno Spielhagen ("Franz", † 1974), Hermann Stümpert († 2005), Erich Werwie († 1998), Alf Wolf († 2012), Werner Zimmer († 2015)
Die Werbefunk-Sendung "Allerhand für Stadt und Land" mit den Weissenbachs (Fritz, † 1978 und Gerti, † 1987) begann 1949 bei Radio Saarbrücken und lief auch auf der Europawelle weiter bis 1976).
Als Gegenpol zu der neuen "jungen" Europawelle, die die große Masse der Hörer seit 1964 in einer Art Dauerberieselung mit Musik und Informationen versorgte, baute der SR ab 1967 sein Zweites Programm auf UKW unter dem Namen SR 2 - Studiowelle Saar zu einem "Einschaltprogramm" um. Hier konnte der anspruchsvolle Hörer klassische
Musik, Jazzkonzerte, Features aller Art oder
Hörspiele
genießen. Beliebte Sendungen waren z.B.: Morgengruß der Studiowelle, Zwischen Saar und Mosel, Im Dreieck, Glauben in dieser Zeit (5-Min.-Andacht, lief zeitversetzt auch auf SR1), Funkkolleg, Jazzprisma, Hörspiele, Donnerstagsstudio Literatur, sowie Frauen- und Schulfunk u.v.m.

Von 1964 an gab es ein drittes Hörfunkprogramm des SR auf UKW, das zunächst nur Gastarbeitersendungen ausstrahlte und bald auch andere Programminhalte verbreitete. Seit 1980 ist es unter dem griffigen Namen SR 3 - Saarlandwelle zu einem ebenfalls erfolgreichen Vollprogramm nach dem Muster der Europawelle geworden, allerdings mit Ausrichtung auf eine etwas ältere Hörer-Zielgruppe.
Die Amtszeit des Intendanten Franz Mai endete 1978.
Nach ihm folgten zunächst Dr. Hubert Rohde, 1989 Manfred Buchwald, 1996 Fritz Raff und im Juli 2011 Prof. Thomas Kleist.
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Mehr über RADIO SAARBRÜCKEN finden Sie auf den Seiten Radio Saarbrücken
und Wartburg
mit Informationen und Bildern über den Sender, sein Programm, seine Mitarbeiter und sein Funkhaus.
Alles über den ersten saarländischen Fernsehsender finden Sie auf der Seite Telesaar.
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5) Privatfunk im Saarstaat: Der Langwellensender Europe No 1
Dieser private
französische Rundfunksender strahlt sein werbefinanziertes
Programm seit 1955 (und noch heute als "Europe 1") über die weithin
sichtbaren Langwellenantennen in Felsberg-Berus im Saarland aus. Aufgrund
seiner starken Abstrahlleistung ist er in ganz Frankreich
empfangbar, nachts sogar z.B. in Spanien, Italien und Nordafrika. Die Antennenstrahlung wird in Richtung
Norden (Deutschland und Nordeuropa) abgeschwächt.
Die saarländische Regierung erteilte dem Betreiberkonsortium
damals die Sendelizenz für den privaten Rundfunksender auf saarländischem Terrain. Als Gegenleistung erhielt das Saarland den deutschsprachigen
Fernsehsender Telesaar, der gleichzeitig die erste kommerzielle TV-Station Europas darstellte.
Die vollständige, hochinteressante Geschichte und eine ausführliche Beschreibung
des privaten
französischsprachigen Radio- Werbesenders auf saarländischem, ab 1957 bundesdeutschem Staatsgebiet finden Sie auf unserer Seite Europe No
1.
Chronologische Aufstellung aller Ton-Rundfunksender im Saarland
von 1935 bis in die heutige Zeit
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